Bandscheibenvorfall ohne OP

By Volker Horbach


Gestern kam ich durch einen Link in einem Social Media Programm auf einen Fernsehbericht über den Bandscheibenvorfall, der ohne OP therapiert wurde. Ein sportlicher Mensch bekam plötzlich einen „Hexenschuss“ – Diagnose in einer orthopädischen Klinik: Bandscheibenvorfall. Der Mann hat keinerlei neuronalen Ausfallerscheinungen wie Kraftlosigkeit, Parästhesien (Kribbeln u.ä.) und so konnte er konservativ behandelt werden, d.h. 11 Tage lang Kortison-Infusionen, Umspritzen der Nervenwurzeln an der Wirbelsäule mit einem Lokalanästetikum (Betäubungsmittel) und anschliessender Physiotherapie.

Der Beitrag gab mir zu denken und ich will auch sagen warum! Es hat mich gefreut, daß nicht gleich operiert wurde, denn alleine aus finanziellen Gesichtspunkten stieg in den letzten Jahren die Anzahl der Bandscheiben-OPs um 220%. Eine BS-OP bringt so etwa 6000,– Euro, wesentlich mehr als eine konservative Therapie. Selbst Spezialisten (Orthopäden u.ä.) halten das für zweifelhaft!

Was mich schockiert hat, war der Aufwand an Schmerzmitteln (Kortison u. Lokalanästetikum) sowie der Erklärungsversuch, warum das wirken soll. Die Schmerzursache spielt hier überhaupt keine Rolle, denn diese wird nicht behandelt. Ferner fand ich schockierend, daß ich nach kurzer Recherche herausfand, daß der gezeigte Patient Geschäftsführer einer alt eingesessenen Physiotherapie-Zubehör-Firma ist!
Ich möchte hier nichts unterstellen, frage mich nur, inwiefern dieser Beitrag ernst zu nehmen ist und welche Firmenphilosophie dahintersteht – „Raus aus den Schulden: Heute mit Joe Ackermann“.

Meinen Patienten muß ich nicht mehr erklären, wie die Therapie bei mir ausgesehen hätte und wie sie sich nach 1 Stunde manueller Schmerztherapie anfühlt. Auch kennen Sie die Schmerzursache und wissen, wie und warum man vorbeugen kann. Das Erstaunen ist immer wieder groß, wie einfach die Erklärung des Warnschmerzes ist und wie offensichtlich die Zusammenhänge (siehe mein Video Rückenschmerzen).
Zu dem Punkt Schmerz ist die Erklärung doch so offensichtlich, daß ich die „konservativen schulmedizinische Erklärungsversuche“ in Schulnoten mit „am Thema vorbei“ benoten würde. Beispiel: Reflektorisch zieht der Patient die Beine an, um seinen Rücken zu entlasten, z.B. auf dem Rücken liegend mit den Beinen auf einer Coach oder Stuhl.
Ich frage Sie mal ganz einfach: Zieht man nicht die Beine an, um seinen Bauch zu entlasten!? So macht es jedes Kind und jeder Erwachsene bei Bauchschmerzen! Genau deshalb tut er es auch bei Rückenschmerzen, denn die mangelnde Dehnbarkeit der Bauchmuskeln (!) ist der Auslöser für die Rückenschmerzen! Der Rücken wird durch den Warnschmerz nur daran gehindert, diese festen und steifen Bauchmuskeln mit Gewalt auseinander zu ziehen!
Weiter Beispiel: Lasegue-Zeichen. Eine diagnostische Methode, bei der der Patient auf dem Rücken liegend ein Bein angehoben bekommt. Tritt Schmerz auf, liegt die Vermutung einer Bandscheiben Schädigung vor. Dieser Test widerspricht doch dem Erklärungsversuch der Konservativen! Warum? Die Bandscheibe fällt nach hinten, d.h. Richtung Rücken aus ihrer Position und quetscht deshalb auf den Spinalkanal und die Nervenwurzeln, die dort zwischen zwei Wirbel die Wirbelsäule verlassen. Beuge ich mich nach vorne, wird die „Öffnung“ für die Nervenwurzel größer. In Therapien wie Chiropraktik wird z.B. der Patient auf dem Bauch liegend mit den Beinen gestreckt oder im Niveau unter dem Körper fixiert, um die Wirbelsäule zu entlasten. Das würde ja dann überhaupt nicht funktionieren können, denn bei umgekehrter Lage sprechen wir von besagtem Lasegue Zeichen. Fakt ist: Beim Lasegue-Zeichen passiert die Auslösung des Schmerzes durch ein Anspannen des Bauches und nicht einer Dehnung im Rücken!
Aus der Sport- und Trainingswissenschaft wissen wir, daß jede Bewegung ihren Ausgangspunkt im inneren Bauch hat. Hatten Sie schon mal Bauchschmerzen oder eine Bauchwunde nach einer OP, dann kennen Sie das Gefühl, wenn Sie Arm oder Bein bewegen wollten. Sie haben dann Schmerzen im Bauch!

Fazit: Man kann althergebrachte und zweifelhafte Erklärungsversuche immer wieder neu aufbereiten und in den Medien „verkaufen“, richtiger werden sie deshalb trotzdem nicht. Man muß sich fragen, warum auch Sportler mit kräftiger Bauch und Rückenmuskulatur trotzdem Banscheibenvorfälle bekommen, wenn die schwäche besagter Muskeln ein Grund dafür wären!?
Die Lösung liegt, wie gesagt, in der Dehnbarkeit der Bauchmuskulatur, die auch bei noch so kräftiger Muskulatur nicht ausreichend sein kann, wenn sie nicht trainiert wurde. Ferner fehlt den meisten Menschen die Möglichkeit, ihre Stürzmuskulatur (tiefer im Körper und gelenknah liegende Stabilisatoren) aktiv einzusetzen, weil diese verkümmert und „deaktiviert“ wurde.
Vorbeugen kann man mit kurzem, intelligenten Training; Behandeln mit einer manuellen Schmerztherapie (kurzfristig!!).

Jetzt ist er da, der Kurs „Rückenschmerz Selbsttherapie“. Damit können Sie Ihre manuelle Schmerztherapie selbst durchführen und zusätzlich ergänzende Übungen in Ihren Tagesablauf integrieren – Fit ohne Training.

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