Arthroseschmerz ade! Und jetzt…?

By Volker Horbach


Eine Patientin mit langjähriger Arthrose im Sprunggelenk rief mich an. Einige Tage nach der Behandlung stellten sich plötzlich stärkere Schmerzen als vor der Behandlung ein. Zunächst schien alles prima und die Schmerzen waren deutlich geringer, doch dann fing es an.
Ich war geschockt, denn so etwas habe ich definitiv nicht erwartet. Gut, die Arthrose war schon sehr fortgeschritten und keine Orthopäde wollte daran etwas machen – außer einer OP mit Gelenkversteifung oder Gelenkersatz. Trotzdem war ich mir sicher, daß es irgendetwas geben mußte, das ich herausfinden mußte. Habe die Patientin noch am gleichen Tag behandelt.

Die Beschreibung der Patientin über die Art und Ort der Schmerzen zeigten deutlich, daß es sich um eine andere Schmerzursache drehen mußte. Die altbekannten Gelenkschmerzen waren quasi verschwunden und nun tat mehr der Unterschenkel weh. Für mich ein klares Zeichen, daß die ursprünglichen Schmerzen durch die Arthrose bedingt erfolgreich therapiert worden waren.
Nach einigem Nachbohren fand ich heraus, daß die Patientin etwas „übermotiviert“ alles dran setzte, um wieder ein ganz normales Leben führen zu können. Meine Ratschläge für leichte Bewegungsübungen wurden zu einem richtigen Belastungstest und zusätzlich wurden viele Wege statt mit Fahrrad nun per Pedes gemacht.
Die Motivation und innere Einstellung der Patientin sind optimal für eine dauerhafte, völlige Schmerzfreiheit. Die richtige Dosierung bedarf nun etwas Feingefühl seitens der Patientin.

Warum erzähle ich diesen Fall? Dieser Fall zeigt einerseits, daß selbst bei Deformierung von Gelenken eine Schmerzfreiheit erreicht werden kann, obwohl sich kein Schulmediziner daran gewagt hat. Andererseits, daß ein gezieltes Bewegungstraining das A und O darstellt. Klar hätte ich darauf bestehen können, daß die Patientin die Übungen zunächst bei mir, sowohl von der Ausführung, als auch von der Intensität her, erlernt. Das ist jedoch ein eigenes Thema, denn hier spielen Krankenkassen und die Bereitschaft zur eigenen Investition in die Gesundheit eine Hauptrolle.
Wichtiger ist jedoch das richtige Verständnis für die Schmerzursache. Wenn ich verstehe, wie es zu Schmerzen kommt, kann ich frühzeitig dagegensteuern und aktiv schmerzfrei bleiben.

Der Körper versucht, jede Störung erst einmal selbst zu regulieren und sich vor Belastungen und Verletzungen zu schützen. Im konkreten Fall, machen sich alle Muskeln um das Sprunggelenk fest, so wie eine körpereigene Bandage. Die Beweglichkeit wird eingeschränkt. Der normale Bewegungsablauf wird eingeschränkt und dies wiederum muß irgendwie kompensiert werden. Eine Schonhaltung ist die Folge, die als Kettenreaktion andere daran beteiligte Strukturen (z.B. Muskeln) falsch belastet. Die normalen Hebel-, Druck- und Belastungskräfte ändern sich und führen zu Überlastungen. Dort liegen gewöhnlich die wahren Ursachen für die Schmerzen.
Wenn ich diese Ursachen erfolgreich behandle, dann können die „normalen“ Bewegungsabläufe wieder stattfinden und die Schmerzen schwinden.
Bei Gelenkdeformitäten ist jedoch kein normaler Ablauf mehr möglich. Der Körper muß sich folglich einen neuen Weg suchen. Das tut er normalerweise auch, wenn ich ihm dabei helfe und die Gelegenheit dazu gebe. Alle Muskeln, Bänder, Faszien etc. müssen sich darauf einstellen. Stellen Sie sich vor, Sie probieren mal irgendeine Sportart, die schon immer mal machen wollten. An den Folgetagen werden Sie vermutlich einen Höllen-Muskelkater haben. Genau das passiert auch im Körper, wenn Sie ein schmerzfreies Gelenk plötzlich wieder voll belasten.

Ohne richtige Belastung gewöhnt sich der Körper jedoch nicht an die neue Schmerzfreiheit und Beweglichkeit. Training muß sein. Ich rate deshalb jedem Schmerzpatienten, ein persönliches Training mit mir durchzuführen und maßgeschneiderte Übungen zu erlernen, die er dann zuhause machen kann. Das ist extrem wichtig, denn sonst kann es wie in diesem Fall zu einem völlig unbefriedigenden Gesamtergebnis der Behandlung.
In diesem Fall konnte ich der Patientin genau aufzeigen, worin die Ursachen für die neuerlichen Schmerzen lagen, denn Schmerzart und Ort des Schmerzes waren eindeutig andere. Das fand ich jedoch nur durch hartnäckiges Nachfragen heraus. Die Überlegung stand natürlich im Raum, ob die Schmerztherapie geholfen oder verschlimmert hat.
Die Patientin ist nun trotz über 10 jähriger Odyssee auf einem sehr guten Weg. Stellen Sie sich vor, sie hätte nicht angerufen und gefragt, ob ich vielleicht bei der Behandlung etwas verschlimmbessert habe!?

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