Sie hat seit über 20 Jahren Knieschmerzen. Nächste Woche soll sie operiert werden und davor hat sie große Angst.
Keiner der vielen Orthopäden konnte ihr bisher helfen. Die Schmerzen aber wurden immer stärker. Nun will man in das Gelenk sehen, um vielleicht etwas zu finden!? Weil sie kaum noch laufen kann hat sie zugestimmt. Doch die Angst ist groß.
Eine Woche vor der OP sitzt sie bei einer Nachbarin und lässt ihren Emotionen freien Lauf. Die Nachbarin ist schockiert. Sie ruft mich direkt an und erzählt mir den Fall. Wir machen einen Notfall-Termin am nächsten Tag.
Der Termin
Die Frau, Anfang Siebzig, betritt die Praxis. Wegen ihren starken Knieschmerzen geht sie an Krücken. Der Gang ist beschwerlich. Ich beobachte jede ihrer Bewegungen. Wie setzt sie die Füße auf, rollt sie korrekt ab? Auffälligkeiten bei der Beugung der Knie? Steht das Becken richtig oder deutet etwas auf Hüftprobleme?
Durch die langsamen Bewegungen, gibt mir die Patientin genug Zeit für eine erste Analyse.
Nach dem Anamnese Gespräch geht es zur Untersuchung und Behandlung. Was nun kommt ist kaum zu glauben.
Die Untersuchung der Knieschmerzen
Die Patientin legt sich mühsam und unter großen Schmerzen auf die Liege. Sie liegt auf dem Rücken und ich begutachte die Lage.
Ich scanne Beinlänge, Beckenstellung, Lage der Beine (nach Innen, Außen?).
Aufgrund der langjährigen Knieschmerzen war natürlich die Belastung nicht gleichmäßig verteilt. Schonhaltung hat für eine unterschiedliche Ausprägung der Muskulatur gesorgt. Doch das soll erst mal zweitrangig sein.
Knieschmerzen entstehen selten durch das Knie selbst. Wenn, dann meist durch einen Sturz. Meistens entsteht der Schmerz aus der umgebenden Muskulatur oder den Faszien. Da die Bewegung des Beines durch die Füße und Hüfte maßgeblich mitbestimmt werden, müssen diese immer mit untersucht werden.
Ich will meine Untersuchung am Fuß beginnen. Die erste Berührung am Sprunggelenk lässt die Patientin vor Schmerz aufschreien. Wie gesagt, ich habe sie nur leicht berührt.
Es folgen etwa etwa 20-25 anstrengende Minuten für die Patienten. Extrem behutsam behandle ich eine nach der anderen Faszienstörung. Überdehnungen, Stauchungen und sonstige punktuelle Störungen.
Auf einmal passiert etwas unglaubliches.
Ich spüre nichts mehr!
Das Herz rutscht mir in die Hose. Sie sagt, dass sie nichts mehr spürt. Ich denke sofort an eine Lähmung. Was habe ich getan?
Ich frage sie, wo sie nichts mehr spürt. Sie sagt im Knie. Die Knieschmerzen wären weg.
Also ich habe schon viel erlebt mit der Behandlung der Faszien am Sprunggelenk. Zum Beispiel liessen schon Schulterschmerzen nach, waren aber immer noch da. Aber diese extremen Knieschmerzen „nur“ durch die Behandlung des Sprunggelenkes?
Ich kann es genauso wenig glauben, wie die Patientin. Deshalb mache ich einige Tests. Ich beuge das Bein – schmerzfrei. Die Patientin beugt das Bein alleine – schmerzfrei.
Sie soll aufstehen und tut dies schmerzfrei. Sie geht völlig schmerzfrei einige Schritte, ohne Krücken.
Extrem Test
Ich bitte die Patientin in die Hocke zu gehen. Sie weigert sich, denn sie könne das seit Jahren vor Knieschmerzen nicht mehr. Schliesslich gibt sie jedoch nach und ich stütze sie am Arm.
Unglaublich, sie geht völlig schmerzfrei tief in die Hocke.
Ich bitte sie sich zu knien und nach kurzer Diskussion versucht sie es. Auch das ohne Anzeichen von Knieschmerzen.
Wir strahlen uns gegenseitig an und können es noch nicht fassen.
Ich behandle Sie noch fertig und gebe ihr noch ein paar Übungen mit.
Der Folgetermin
Wir sehen uns zwei Wochen später zum Folgetermin. Eine völlig andere Frau, ohne Schmerzen.
Sie hatte nach dem letzten Termin die OP abgesagt. Ihr Orthopäde hätte ihr nicht geglaubt, dass sie keine Schmerzen mehr hätte. Das spielt aber auch keine Rolle. Was zählt, dass sie nun schmerzfrei ist.
Ich checke noch mal Sprunggelenke, Bein, Becken und Hüfte und behandle auch noch ein paar Probleme im Oberkörper.
Im Laufe der Behandlung frage ich sie, ob schon irgendwann jemand einen Blick auf die Füße, Sprunggelenke oder Hüften geworfen hätte. Sie schüttelt den Kopf.
Fazit
Die Patientin hat viele Jahre voller Lebensqualität verloren, weil immer nur auf das schmerzende Knie geschaut wurde. Dies hätte vermieden werden können.
Leider erlebe ich dies in meiner Praxis immer wieder. Patienten haben die unterschiedlichsten Therapien erfolglos versucht und sind geschockt, wenn nach der Behandlung eine deutliche oder vollständige Reduzierung der Schmerzen spürbar ist.
Dieser und ähnliche Fälle haben dazu geführt, dass ich Selbsttherapie Kurse mit meiner Form der Therapie entwickelt habe. Jeder Mensch soll selbst entscheiden können, ob er die bestmögliche Behandlung bekommen kann.
Sollten Sie Schmerzen haben und schon (fast) alles probiert haben, dann wird es höchste Zeit für eine Selbsttherapie.