Was uns wirklich zufrieden macht – Teil 2

By Volker Horbach


Ich habe das Ziel, 10 Kilogramm in den nächsten 3 Monaten abzunehmen. Ich werde die Motivation dazu aufbringen, denn ich sehe mich mit meiner neuen Figur schon deutlich vor meinem geistigen Auge. Dazu werde ich meine Ernährung umstellen und mehr Sport treiben.

Was glauben Sie, wann ich meinen Vorsatz das erste Mal breche? Wann werde ich glücklich und zufrieden sein? Wie lange wird dieses Gefühl anhalten?

Diese Situation läßt sich auf alle Lebensbereiche übertragen. Beispielsweise bin ich dann zufrieden, wenn ich endlich eine Gehaltserhöhung bekommen habe oder wenn ich den Stammplatz in meiner Mannschaft habe.

Ich kann Ihnen eines Versprechen, dauerhaft zufrieden werden Sie damit nicht. Wie war das, als Sie Ihre letzte Gehaltserhöhung bekommen haben? Oder als Sie das letzte mal abgenommen haben? Bin ich doch mal ehrlich. Die letzte Diät war der Horror und die Überstunden und Verbiegerei bei meinem Chef für die Gehaltserhöhung, stehen wirklich in keiner Relation zu diesem kurzen Glücksmoment. 

Was habe ich also falsch gemacht? Eigentlich könnte ich doch stolz auf meine Disziplin und Motivation sein!? Stattdessen bin ich eigentlich immer unzufrieden und launisch. Mein Ziel gerät immer öfter ins Hintertreffen und über die Umsetzung meiner guten Vorsätze zu Silvester denke ich lieber nicht nach.

Wir haben Ziele (oder vermeiden es aus Unsicherheit sogar, welche zu setzen), die mehr oder weniger erreichen. Oft müssen wir uns quälen, um die notwendige Disziplin an den Tag zu legen. Wir müssen uns irgendwie zu den notwendigen Schritten motivieren – aktiv negative Gedanken ausschalten und unseren inneren Schweinehund überwinden.

Der Hintergrund ist folgender: Motivation ist gleichzusetzen mit Willenskraft. Willenskraft ist eine kopfgesteuerte Leistung, die leider früher oder später erlöscht. Sie muß deshalb immer neu aufgebaut werden. Das Aufbauen von Willenskraft, also Motivation, gelingt nur durch die Verdrängung von Bedürfnissen. Machen wir Diät, haben wir vielleicht das Bedürfnis nach Schokolade oder der angehende Nichtraucher nach einer Zigarette.

segelbootWie fühlen wir uns dabei, wenn wir diese Bedürfnisse unterdrücken? Mies, schlecht und unzufrieden. Haben wir den Kampf über unseren inneren Schweinhund (also unsere „anderen“ Bedürfnisse) verloren, dann fühlen wir uns sogar zusätzlich noch als Verlierer und Versager.

Diese Emotionen schleppen wir mit uns rum, und vielleicht übertragen wir Sie sogar auf andere Lebensbereiche. Der vermeintliche Nichtraucher wird plötzlich unsicher in seinem Job und die kleinste Kritik bestätigt ihn darin.

Wie sieht die Lösung aus?

Wir müssen uns als erstes Gedanken darüber machen, was uns überhaupt zufrieden macht. Vergessen wir dabei mal unsere Ziele für einen Moment. Denken Sie doch mal 2 Minuten darüber nach, was Sie glücklich und zufrieden macht. Wann fühlen Sie sich gut und können sagen „Ja, das Leben ist schön„. Wenn Sie dieses Gefühl gar nicht mehr kennen, dann stellen Sie sich einfach mal das Gefühl während Ihrer ersten Liebesnacht mit Ihrem Partner vor. War das nicht ein berauschendes Glücksgefühl (ich hoffe doch!). Jetzt wissen Sie, was ich meine..

Fällt es Ihnen schwer, Dinge zu beschreiben, die Sie glücklich und zufrieden machen? Haben Sie solche Dinge wie „1 Million Euro“, „eigenes Haus“ u.ä. auf Ihrer Liste? Vergessen Sie diese Dinge ganz schnell. Diese Dinge machen Sie nicht wirklich zufrieden, jedenfalls nicht lange. So, jetzt haben Sie 1 Million auf Ihrem Kontoauszug und machen Sie jetzt? Wie verbringen Sie den Tag – welche Dinge machen Sie jetzt glücklich und zufrieden?

Viele Menschen glauben zufriedener zu sein, wenn Sie andere Dinge machen könnten als sie es heute tun. Schuld daran sind immer Andere, z.B. haben sie einfach nur den falschen Chef, Arbeitgeber, Beruf, Partner oder Verein. Glauben Sie, Sie würden zu wenig Geld verdienen? Würde Ihnen der Job dann mehr Freude bereiten? Seien Sie mal ehrlich!

Kommen wir noch mal auf das Ziel, mit dem Rauchen aufzuhören. Wie fühlt sich jemand, der mit seiner Sucht aufhören will? Er geht auf Entzug von Zigarette (Schokolade, Glücksspiel, Alkohol o.ä.) und denkt an nichts anderes mehr. Es ist ein Kampf gegen den inneren Schweinehund. Er ist schlecht gelaunt, vielleicht sogar depressiv und schwach. Ist das die Richtige Verfassung, um einen Kampf zu gewinnen? Er fragt sich, wie weit es noch ist – wie lange er noch durchhalten muß.

Warum tut er das Ganze überhaupt? Um glücklich und zufrieden zu sein?

Wenn der Raucher sich sein Ziel einmal genauer betrachtet, dann will er sich doch glücklich und zufrieden fühlen, wenn er nicht raucht. Definiert er also für sich, daß er so richtig glücklich ist, wenn er z.B. 30 Minuten (oder 1,2,4,8 usw. Stunden) nicht raucht.

Er durchlebt ein Hoch, alle 30 Minuten. Er kann jubeln, schreien vor Freude und sich als Gewinner fühlen. Ist das nicht klasse. Wie steigt wohl seine Chance, sein Ziel zu erreichen?

Auch der Übergewichtige ändert seine Einstellung. Jedesmal wenn er etwas für seinen Körper tut, hat er einen Grund glücklich und zufrieden zu sein: Treppe statt Aufzug, Apfel statt Schokolade, Spaziergang statt Fernseher..

Denken Sie noch mal über Ihre Liste mit Dingen nach, die Sie glücklich und zufrieden machen. Geben Sie mir recht, daß das gar nicht so einfach ist. Wer, wenn nicht Sie selber, können definieren, was diese Dinge sind. Wer soll Sie zufrieden machen, wenn Sie selbst nicht wissen, was Sie glücklich macht?

Machen Sie bis zum nächsten Teil der Serie doch einfach mal eine Liste. Halten Sie sich fest, wann Sie sich gut oder schlecht gefühlt haben. Was waren die Auslöser und warum. Beispielsweise haben Sie sich über Ihren Chef geärgert und der Tag war für Sie gelaufen. Warum? Was hat der Chef in Ihren Augen falsch gemacht? Warum hat er Sie damit verärgert?

Ich wünsche Ihnen möglichst viele positive Punkte auf Ihrer Liste und den Mut, ehrlich gegenüber Ihnen zu sein.

Teil 1
Teil 2
Teil 3 

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