Was Sie nie unterschätzen sollten!

By Volker Horbach


Sie war bei mir und lies sich Ihre Rücken- und Schulterschmerzen behandeln. Die Behandlung war ein super Erfolg und das einzige was sie noch spürte war ein leichtes Ziehen am vorderen Deltoideus Muskel (vorderer Schultermuskel) bei Bewegung des Armes über den Kopf.

Zwei Wochen später kam sie zum Kontroll-Termin und klagte wieder über verstärkte Schmerzen. Ich fragte sie nach besonderen Belastungen wie Sport, Gartenarbeit oder ähnliches, was sie verneinte.

Sie hätte Urlaub gehabt, sich geschont und die sonnigen Tage im Liegestuhl mit Lesen verbracht. Ich konnte es kaum glauben, denn auch die „verschriebenen“ Dehnungsübungen wurden zu Gunsten des „schonenden Lesens im Liegestuhl“ gestrichen.

Was hat die Patienten nicht verstanden?

Körperliche Belastung hat nicht zwingend etwas mit Bewegung zu tun!

Jede Körperhaltung, ob in Bewegung oder in „Ruhe“, funktioniert nur deshalb, weil unsere Muskeln die Knochen in die gewünschte Position bringen bzw. sie in dieser halten.

Wollen wir ein Buch lesen, dann muss zunächst das Buch in der Hand festgehalten werden – vergleichbar einem Werkstück im Schraubstock. Die Finger müssen dabei von der Finger-Beuge-Muskulatur in Richtung Faust gebeugt werden. Die Gegenseite des Schraubstocks bildet dabei der Daumen.

Eine halbe Stunde lesen entspricht dabei einer halben Stunde „Schraubstock-Machen“, d.h. Anspannung in der Beugemuskulatur von Finger und Daumen.

Gehen wir davon aus, dass wir das Buch lesbar vor unseren Augen halten wollen, dann muss es durch Muskeln in Oberarm, Schulter und Brust in die gewünschte „bequeme“ Position gebracht werden. Diese Muskeln sind es nämlich, die die Arme nach vorne bringen und die Beugung im Ellenbogengelenk ermöglichen.

Bleibt das Buch eine halbe Stunde lesbar in dieser Position, dann sind diese Muskeln ein halbe Stunde lang in angespanntem Zustand.

Wir könnten das noch weiter treiben und über lesen im Sitzen oder liegen sprechen oder uns über die Kopfhaltung Gedanken machen. Das brauchen wir nicht, denn wir sehen jetzt schon den Kern des Problems.

Wenn wir uns merken, dass jede kleine oder große Bewegung eines Körperteiles oder das Halten einer Körperposition, durch angespannte Muskeln funktioniert und …. bei jeder Muskelanspannung eine Restspannung im Körper bleibt, dann verstehen wir körperliche Belastungen!

Was wir verstehen müssen!

Jede Anspannung eines Muskels hinterlässt eine Restspannung im Muskel.

Restspannung werden im Muskel gespeichert, wenn keine aktive Dehnung in adäquaten Zeitraum erfolgt (z.B. Tag).

Im Muskel gespeicherte Restspannung summieren sich mit jedem Anspannen und verkürzen den Muskel.

Verkürzte Muskeln führen zu unnatürlichen Bewegungsabläufen und Belastungen der Gelenke.

Verkürzte Muskeln sind der Hauptgrund (über 90%) für Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.

Zeigt sich ein Symptom wie Schmerz (z.B. Rückenschmerz), dann sind über Jahre aufgebaute Verkürzungen (durch die Restspannungen) dafür verantwortlich.

Schmerzen in der Zukunft können und müssen heute schon verhindert bzw. bekämpft werden.

Heutige Restspannung lassen sich durch kurze Dehnungen verhindern bzw. abbauen.

Bereits gespeicherte Restspannungen im Muskeln lassen sich nur therapeutisch beseitigen.

Was kann ich heute tun?

Machen Sie einfach mal zwischendurch eine Gegenbewegung zu den wiederholten oder dauernden Bewegungen / Haltungen zuvor.

Haben Sie etwas in Ihren Händen gehalten oder auf der Tastatur getippt, dann strecken Sie die Finger bewußt (Streckung ist hier die Gegenbewegung zum Beugen der Finger).

Da wir fast alles mit den Armen vor dem Körper machen, müssen wir Brust und Schultern dehnen (siehe diesen Artikel).

Wenn ich bis heute nie regelmässig gedehnt habe

Wenn Sie bisher keine regelmässigen Dehnungen im Leben gemacht haben (wie wohl die meisten Menschen), dann haben sich bereits Restspannung in Ihrer Muskulatur festgesetzt (sie wurden im Muskel gespeichert).

Dies belastet die Gelenke und wird vermutlich irgendwann zu Problemen führen, wenn Sie nicht aktiv werden!

Aktiv werden heißt konkret, wenn Sie diese nicht therapeutisch beseitigen lassen. Das ist vergleichbar mit dem Zahnstein, den der Zahnarzt bei der „Inspektion“ beseitigt.

Sie müssen nicht unbedingt zum Therapeuten gehen, Sie können das auch selber und vielleicht besser.

Es gibt nämlich nur eine Art der Therapie, mit der sie diese Verkürzungen beseitigen können, und die kennen die wenigsten Therapeuten:  die Notschalter-Therapie.

Warten Sie also nicht, bis sich Schmerz und Bewegungseinschränkung zeigt, sondern werden Sie schon heute aktiv!

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